HenryMoore

Selbstverständnis
Working Model for Draped Reclining Figure, 1976–79, LH 705, Guss 0 von 9, Bronze, 49,5 x 100 x 57 cm
Stempel: Moore, 0/9 – The Henry Moore Foundation
Nolde

Emil Nolde trifft Henry Moore
30.04.2017 – 30.11.2017

Nolde

Erstmalig seit ihrem Bestehen zeigt die Nolde Stiftung Seebüll Werke eines anderen großen Künstlers: Henry Moore.
Vom 30. April bis 30. November 2017 sind im Garten von Seebüll herausragende Skulpturen des berühmten britischen Bildhauers zu sehen.

„Anlässlich des 150. Geburtstages von Emil Nolde ist es uns eine besondere Freude, eine kleine Sensation für alle Kunstfreunde präsentieren zu können“, so Dr. Astrid Becker, stellvertretende Direktorin der Nolde Stiftung Seebüll und Kuratorin der Ausstellung „Emil Nolde trifft Henry Moore“, „Zum ersten Mal öffnet sich Seebüll einem anderen Künstler und dabei handelt es sich um den vielleicht berühmtesten Bildhauer des 20. Jahrhunderts – Henry Moore. Obwohl Nolde und Moore in ihre Kunstgattung und ihrem Formengestus unterschiedlich sind, finden sich erstaunlich viele Überschneidungen zwischen beiden Künstlern. Insbesondere im Verhältnis von Natur und Figur offenbaren sich überraschende Gemeinsamkeiten.“
Und so fügen sich die geschwungenen Formen der phantastischen Plastiken wunderbar in die Landschaft Nordfrieslands und den prachtvollen Garten Emil Noldes ein. In dieser großen Harmonie von Figur, Form und Landschaft offenbart sich die Verbindung von Mensch und Natur, die beiden Künstler ein Grundanliegen ist.

Emil Nolde (1867–1956) und Henry Moore (1898–1986) sind zwei unangefochtene Größen in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Nolde erobert seine Position in der Kunstgeschichte als ebenso rigoroser wie virtuoser Maler expressiver Farbigkeit; Moore gilt als Inbegriff des bahnbrechenden Bildhauers. Zwischen ihnen liegt eine ganze Generation an Lebensjahren und auch künstlerischer Entwicklung. Und obwohl ihre Kunstgattung und ihr Formengestus unterschiedlich sind, finden sich überraschende Überschneidungen.
Ihre Herkunft und der heimatliche Landstrich beeinflussen ihr Werden und Wirken. Die Formensprache des Bergmannssohns aus dem Norden Englands ist tief geprägt von den sanften Hügeln und imposanten Felsen seiner Jugend in Yorkshire. Undenkbar sind die Motive und leuchtenden Farben des Bauernsohns aus dem Norden Deutschlands ohne das Spiel der atmosphärischen Himmelsphänomene, weithin sichtbar in der endlosen Ebene mit den von Menschenhand geschaffenen Warften Nordfrieslands.
Für beide Künstler ist die menschliche Figur der entscheidende Ausdrucksträger. Dem Maler ist die Darstellung der menschlichen Gestalt und des Seelischen das Höchste in der Kunst. Vergleichbar gilt für Moore: Der wesentlichste Bezugspunkt des Menschen ist er selbst. Während das figürliche Spektrum des Malers inhaltlich wie kompositorisch breit ist, liegt der Fokus des Bildhauers auf der weiblichen Gestalt mit einem konzentrierten Posenkanon. Sowohl bei Nolde als auch bei Moore durchdringt die Figur die Landschaft. Der Maler bindet insbesondere die weibliche Gestalt in prachtvolle Blumengärten ein, so dass sie sich oftmals im Meer der Blüten nahezu auflöst. Moores Verlandschaftlichung der Figur offenbart sich in den sanften Rundungen seiner Skulpturen, die Naturformationen nachahmen. In den Formen des Körpers werden Berge und Schluchten, Täler und Hügel der leicht gewellten Landschaft Englands nachspürbar. Auch wenn die Wahl seiner Formen abstrakter anmutet als die des Malers, so ähneln sie sich im Bestreben, Mensch und Natur in ihren Bildwerken zu vereinen.
Die nie versiegende Kraft der Natur gilt Nolde und Moore als die Urquelle alles Schöpferischen. Ihren Ursprüngen, ihrer Energie, ihrer Komplexität nachzuspüren, bestimmt den Kunstwillen beider Künstler. Dabei ist die menschliche Gestalt der essentielle Bezugspunkt und wird zugleich als genuiner Bestandteil der Natur aufgefasst. Emil Nolde und Henry Moore abstrahieren das Gesehene ohne den Bezug zum Gegenstand aufzugeben und erheben so das Wahrgenommene ins Ewiggültige.

Die Ausstellung wurde organisiert in Zusammenarbeit mit der Henry Moore Foundation und ausgewählt von Sebastiano Barassi, Sammlungs- und Ausstellungsleiter.
Images reproduced by permission of The Henry Moore Foundation

Nolde
Selbstverständnis

» zu den Skulpturen…

Nolde
Nolde