Emil Nolde, „Tanz II“, 1911, Gemälde, ©Nolde Stiftung Seebüll
69. Jahresausstellung 2025
EMIL NOLDE –
„MALERMENSCH“ IN BERLIN
1. März bis 31. Oktober 2025
EMIL NOLDE – „MALERMENSCH“ IN BERLIN
69. JAHRESAUSSTELLUNG SEEBÜLL 2025
1. MÄRZ BIS 31. OKTOBER 2025
Das Nolde Museum Seebüll widmet ihre 69. Jahresausstellung 2025 dem spannenden Wechselspiel von Stadt und Land im Leben des bedeutenden Expressionisten Emil Nolde (1867–1956). Unter dem Titel Emil Nolde – „Malermensch“ in Berlin stehen die beiden Welten, die den Künstler maßgeblich prägten, im Mittelpunkt: die ländliche Abgeschiedenheit seiner Heimat im deutsch-dänischen Grenzgebiet und die pulsierende Energie der Metropole Berlin.
Über 100 Werke – darunter berühmte Blumendarstellungen, bewegte Meere, weitläufige Landschaften sowie faszinierende Eindrücke des Berliner Nachtlebens – zeichnen ein umfassendes Bild von Noldes künstlerischer und persönlicher Entwicklung. Höhepunkte der Ausstellung sind die beschwingten Aquarelle, die Nolde im Berliner Theatermilieu schuf, sowie bezaubernde Tier-Aquarelle, inspiriert von Besuchen im Zoologischen Garten.
Emil Nolde lebte im Wechsel zwischen den ruhigen Sommern in der abgeschiedenen Natur Nordfrieslands und den lebendigen Wintern im kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum Berlins. In der Hauptstadt fand der Künstler nicht nur Inspiration für seine Kunst, sondern auch den Raum, sein Netzwerk zu pflegen. Seine Atelierwohnungen – zuerst in der Tauentzienstraße, später in der Bayernallee – wurden Ausgangspunkt für Begegnungen mit Sammlern, Kunsthistorikern und Galeristen.
Berlin, eine der bedeutendsten Metropolen Europas zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zog Nolde mit seinem Nachtleben, Theater und Kabarett in seinen Bann. Die Jahre 1910/11 markierten eine besonders produktive Phase: Max Reinhardt, Intendant des Deutschen Theaters, stellte Nolde Freikarten zur Verfügung. Im dämmrigen Zuschauersaal hielt Nolde mit Aquarell und Tusche die flüchtige Dynamik von Tanz und Gestik fest. Seine Serie von über 300 Arbeiten spiegelt die vibrierende Atmosphäre der Großstadt wider.
Nolde bezeichnete sich selbst oft als „Malermensch“ – eine Bezeichnung, die die Dualität zwischen Künstler und Mensch betont. Diese Ausstellung beleuchtet nicht nur die künstlerischen Früchte seiner Zeit in Berlin, sondern auch die Herausforderungen, die dieser Gegensatz mit sich brachte. Die Ausstellung lässt die Besucher den Spannungsbogen zwischen der lebhaften Stadt und der beruhigenden Natur nachempfinden – ein Wechsel, der Noldes Schaffen zeitlebens prägte.
Emil Nolde selbst hat die starken Gegensätze zwischen dem lebhaften Berliner Nachtleben und der Ruhe des Landlebens auf eindrückliche Weise beschrieben – ein Spannungsfeld, das seine Kunst nachhaltig prägte. Mit einem Hauch von Ironie schildert er seine Eindrücke vom Großstadtleben:
„Allabendlich um elf zog ich meine dunkle Hose an und auch den schwarzen St. Galler Frack, der nun bald historisch war. Meine Ada ebenfalls zog ihr bestes Kleid an, und wir gingen auf Maskenbälle, in die Kabaretts, in den Eispalast. Und dann gings in öffentliche Lokale, wo fahl wie Puder und Leichengeruch impotente Asphaltlöwen und hektische Halbweltdamen in ihren elegant verwegenen Roben saßen, getragen wie von Königinnen. Und weiter ging es hinein in den Zigarettendunst der Cafés der Morgenstunden, wo Neulinge aus der Provinz, harmlos mit Straßendirnen sitzend, im Sektrausch halb hinschliefen.“
Er beschreibt, wie er und seine Frau Ada das kulturelle Leben Berlins bewusst suchten:
„Wir waren gern dort, das Besondere der Großstadt suchend, das künstlerisch Beste: Konzerte, Theater, Vorträge.“
Doch auch die stille Idylle seiner ländlichen Sommerresidenz blieb ein wichtiger Gegenpol in seinem Leben und Werk:
„Ein größerer Gegensatz zum fernen sommerlichen Landleben war kaum denkbar. Dort der friedliche Wald mit den großen, weißen, ruhenden Wolken – hier die Benzinstraßen und der Zigarettendunst der Lokale.“
Die Ausstellung in Seebüll lädt Besucher ein, diesen Kontrast nachzuempfinden und die Vielschichtigkeit von Noldes Werk neu zu entdecken – im Gesamtkunstwerk Seebüll, das Kunst, Natur und Kultur harmonisch vereint.
Emil Nolde, Sanssouci, Aquarell, ©Nolde Stiftung Seebüll
Dr. Christian Ring, Direktor des Nolde Museums, erläutert:
„Die Ausstellung zeigt, wie tief Emil Nolde von den Gegensätzen zwischen dem urbanen Leben und der ländlichen Abgeschiedenheit beeinflusst wurde. Diese Polarität ist zentral für das Verständnis seiner Kunst.“
Vorsitzender des Kuratoriums der Nolde Stiftung Seebüll, Dr. Hans-Joachim Throl, ergänzt:
„Mit Emil Nolde – „Malermensch“ in Berlin laden wir die Besucher ein, die Dynamik dieser einzigartigen Schaffensphase zu erleben und die Aktualität von Noldes Werk in einem historischen Kontext zu entdecken.“